Die UDALRICHINGER waren Linz- und Argengaugrafen.
Paul Friedrich Stälin: Seite 425 "Geschichte Württembergs"

Karl der Große

Die in neuester Zeit sogenannten UDALRICHINGER oder ULRICHE stammten in weiblicher Linie von den alten Volksherzogen ab, indem ihre Stammutter Imma (+ wahrscheinlich 798) die Tochter Herzog Nebis war. Ihrer Ehe mit einem nicht bekannten Gemahl entsproßten Hildegard, die sich KARL DER GROSSE zur 2. Gemahlin erkor, und die Söhne Gerold und Ulrich I., welche, namentlich der erstere (+ 799), an ihres Schwagers Hofe eine bedeutende Rolle spielten. Die Familie hatte wenigstens später einen Hauptsitz zu Buchhorn (jetzt Friedrichshafen) und verwaltete die Grafschaften namentlich im Argen- und Linz, auch im Alp-, Rhein- und Nibelgau, desgleichen in Ober- und meistens auch in Unterrätien. Ihre Geschichte im einzelnen ist übrigens sowohl hinsichtlich der Aufeinanderfolge ihrer Glieder, als hinsichtlich der Linien, in welche sie zerfiel, beziehungsweise der Familien, welche aus ihr hervorgingen, nicht ganz sicher.
Spätere Glieder des Geschlechts sind: Graf Ulrich IV., welcher sich im Jahre 890 in Verbindung mit Kaiser KARLS III. unechtem Sohne Bernhard gegen Kaiser ARNULF erhob (Seite 124), und Graf Ulrich (wohl V.), welcher im Jahre 913 zu einem glänzenden Sieg über die Ungarn mitgewirkt hat (Seite 125). Letzterer ist wahrscheinlich auch der durch die älteste "Heimkehrsage" auf schwäbischem Boden verherrlichte Graf Ulrich. Nachdem er (wohl um das Jahr 920) in die Gefangenschaft der Ungarn geraten war, lebte seine Frau Wendelgard als Klausnerin bei St. Gallen und nahm den heiligen Schleier. Mit dem Beginn des 4. Jahres beging sie nach ihrer Gewohnheit zu Buchhorn den Jahrestag des vermeintlichen Toten durch Verteilung von Geschenken an Arme. Allein glücklich der Gefangenschaft entronnen, findet sich ihr Gemahl unter der Zahl der Bettler ein. Er umarmt Wendelgard. Als ihn deren Begleiter wegen seiner Zudringlichkeit züchtigen wollen, gibt er sich zu erkennen. Bischof Salomo von Konstanz entbindet Wendelgard ihres Gelübdes und sie wird aufs neue mit ihrem Gatten vereint. Die Frucht der erneuten Ehe ist der spätere Abt Burchard von St. Gallen, welcher aus dem Leib der 14 Tage vor der zeitgerechten Stunde der Geburt verstorbenen Mutter herausgeschnitten werden mußte (+ 975), während von Adalhard, dem Sohne aus der frühen Zeit der Ehe, die Fortpflanzung der Familie ausgeht. Letztere dürfte sich in der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts, wohl durch zwei Brüder, die Grafen Otto und Ulrich, in 2 Linien, die (Ältere) Buchhorner und die Bregenzer gespalten haben.
Früher haben sich nach Berichten, deren Glaubwürdigkeit zum Teil angegriffen wird, von den Söhnen Graf Ulrichs VI., Brüdern des Bischofs Gebhard I. von Konstanz (980-996), des Gründers von Kloster Petershausen, weitere Linien abgezweigt, nämlich von Marquard (im Jahre 993 Grafen der Goldineshuntare) die Pfullendorfer Grafen, und von Liutfried das Ältere Winterthurer Geschlecht, dessen Mannesstamm bereits mit Liutfrieds Sohn, dem im Jahre 1053 in Apulien gefallenen Adalbert, schließt und dessen Besitz Adalberts Erbtochter Adelheid an den Grafen Hartmann I. von Dillingen und dessen Familie überging.