Buchhorn aus Hannover nach Groß Britannien - Ein Bericht


Herr King hat eine sehr interessante Abhandlung über die Zuckerindustrie und ihre Arbeiter in England geschrieben. Der nachfolgende Text ist nur ein kurzer Auszug daraus. Der Originaltext in englischer Sprache kann auf der Liverpool-Seite von Herrn Bryan Mawer nachgelesen werden.

Herr Mawer betreibt eine umfassende und informative Seite über die englische Zuckerindustrie, die ebenfalls eine Datenbank über Zuckerarbeiter beinhaltet. Erreichen kann man seine Seite über diesen Link: Sugar Refiners & Sugarbakers.

Liverpools Platz in der Geschichte des Zuckerraffinierens.
Liverpool's Place in the History of Sugar Refining

von Neville H. King

Die Verbindung nach Deutschland.
Die Arbeit in einer Zuckerfabrik war schwer, heiß und ein Risiko für die Gesundheit. Krankheiten waren etwas alltägliches und die Lebenserwartung war nur kurz. Die Arbeit in Zuckerfabriken war bei den englischen Arbeitern nicht beliebt und obwohl sie wahrscheinlich den größten Anteil der ungelernten Arbeiter präsentierten, wurde die Arbeit sogar von den irischen Arbeitern gemieden. Auf Grund dieser Tatsachen wurden im 17., 18. und 19. Jahrhundert Zuckerarbeiter aus Deutschland nach England geholt. Natürlich lag es auch daran, dass einige Zuckerfabrikanten aus Deutschland stammten. Die ersten Deutschen arbeiteten in den vielen Fabriken in London. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Liverpool "Jager's Refinery" eröffnet und auch dort wurden deutsche Arbeiter in der Zuckerproduktion eingesetzt.
Für gewöhnlich wurden Gruppen von ca. 24 Männern, hauptsächlich aus dem Hamburger Raum, nach England gebracht. Der Lohn war hoch, besonders wenn es sich um einen gelernten "Zuckerkocher" handelte. Die Arbeitszeit war lang, aber es gab Vergünstigungen. Gallonen von Bier um die Verluste von Körperflüssigkeiten, die eine Folge der großen Hitze waren, auszugleichen.
In Liverpool gab es während der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts eine große Population an deutschen Emigranten. Viele davon hatten Verbindung zur Zuckerindustrie. Die Volkszählung von 1851 wies 44 deutsche Zuckerarbeiter aus. Im Jahr 1881 waren es schon 200.

Familienverbindung mit Zucker.
Im Jahr 1849 wurde mein Ur-Großvater John Philips, einige Jahre nachdem er sein Geburtsort Darmstadt in Hessen verlies, Zuckerarbeiter in Liverpool. Es gab in Darmstadt eine Zuckerrüben verarbeitende Industrie. Er wurde "Zucker-Kocher", Zucker-Refiner und um 1871 Vorarbeiter in einer Zuckerraffinerie. Auf Grund seiner wechselnden Adressen, startete er seine Kariere vermutlich bei Leitch, ging dann zu Jager und wieder zurück zu Leitch (als Vorarbeiter?). Es war genau in dem Jahr, als mein Großvater im Lagerhaus von Leitch als Arbeiter anfing. Im darauf folgenden Jahr heiratete er John Phillips Tochter. Wurde `Johannes Philippi´ von einer deutschen Raffinerie gesandt oder war er ein Wirtschaftsflüchtling, der der Hungersnot in Europa entgehen wollte, die durch den Ausfall der Kartoffelernte entstand? Beides ist möglich. John Phillips starb 1878 im Alter von 55 Jahren an einer Lungenkrankheit, die wahrscheinlich durch die damaligen Arbeitsbedingungen ausgelöst wurde.

Recht herzlichen Dank an Herrn Neville H. King und auch an Herrn Mawer. Sie genehmigten mir freundlicherweise die Nutzung des Textes.





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Wolfgang Buchhorn 25.08.2009